Thermalquellen von Thermes: Sinterkegel
Quellgebiet des Flusses Kompsatos
Sucht man im Netz nach Informationen zum Ort „Thermes“ an Griechenlands Grenze zu Bulgarien, so kann man sich in allen relevanten Sprachen und Suchbegriffen beliebig weit nach hinten arbeiten: Man findet nahezu nichts. Kaum besser sieht es mit dem 68 Kilometer langen Fluss Kompsatos (bulgarisch Suschiza) aus, der in seinem Oberlauf oft trocken liegt und sein Wasser wesentlich aus einem guten Dutzend Thermalquellen rund um den Ort Thermes bezieht. Er fließt zunächst nach Südosten, schwenkt dann nach Südwesten und erreicht schließlich die Lagune des Vistonida-Sees, der über Kanäle mit dem Ägäischen Meer verbunden ist.
Tatsächlich verirren sich nur selten Fremde hierher, wo die Grenze zwischen den Regionen Makedonien und Thrakien in die Ausläufer der nördlichen Gebirge eintritt, die an der Grenze zu Bulgarien bis 2.000 Meter hoch aufragen. Sie sind die am wenigsten erschlossenen in Griechenland. Aufgrund der wechselvollen Geschichte zwischen Orient und Okzident gerät man hier oben mit einem Mal von der griechisch-orthodoxen in eine muslimische Welt. Viele der Häuser weisen türkische Einflüsse auf. Das Profil der Dörfer ist von Minaretten geprägt. Die Frauen tragen Kopftücher, manche die Burka. Ihre Vorfahren waren zur Zeit des Osmanischen Reiches (14. bis Anfang des 20. Jahrhundert) zum Islam übergetreten und bilden heute eine kleine türkischsprachige Minderheit moslemischer Griechen. Zur Zeit des Römischen Reiches war in der Gegend der Mithraskult verbreitet gewesen, von dem unter anderem noch ein Relief (41.350694, 24.992417 ) an einer kleinen Heiligen Quelle zeugt, zu der von der Uferstraße ein Pfad hochführt. Die Stierszene auf dem Relief ist zwar nur noch unklar zu erkennen, dafür trifft man mit Glück auf eine Schildkröte, die zu der kleinen Quelle kommt, um von ihrem wunderbaren Wasser zu trinken.
Thermes ist mit rund 1.200 Einwohnern das größte von rund einem Dutzend Bergdörfern, die, am Fluss Kompsatos gelegen, reich an Kalt- und Warmwasserquellen sind. Schon kurz nachdem man von der Straße Drama – Xanthes abzweigt und auf der 55 nach Norden in Richtung Echinos fährt, liegen die ersten Brunnen neben der Straße. Viele von ihnen sind charakteristisch weiß gekalkt, wie es in Teilen der arabischen Welt üblich ist. Das Geothermie-Feld im Tal von Kato Thermes führt mineralreiches Thermalwasser mit Temperaturen von 18°C bis 53°C an die Oberfläche. Die langjährigen Bemühungen, es kommerziell für einen Bäderbetrieb zu nutzen, sind bisher alle im Sand verlaufen, denn selbst verkehrstechnisch sehr viel günstiger gelegenen Thermalquellen in Griechenland ist es nie gelungen, einen international bekannten Badebetrieb zu errichten bzw. über die Jahrzehnte aufrechtzuerhalten.
So trifft man lediglich auf mehrere kleine Badestuben, die von Männer und Frauen getrennt genutzt werden, und auf wunderbare Thermalpools oberhalb eines mächtigen Sinterkegels am östlichen Ortsausgang von Thermes, in denen man jederzeit unter freiem Himmel baden kann. Die Anlage ist gepflegt, bietet zwei Umkleidekabinen und einen kleinen Pavillon. Sie ist vom unterhalb gelegenen Parkplatz mit Süßwasserbrunnen auf einem breiten Weg in einer Minute zu erreichen. Die Badebekleidung sollte aus Respekt vor der ortsansässigen Bevölkerung nicht zu knapp ausfallen.
Das Wasser tritt hier so heiß aus, dass die umfasste Quelle wegen Verbrühungsgefahr mit einem Maschendraht verschlossen ist. Sie dürfte zu den heißesten in Griechenland gehören. Das glasklar und grün gefärbte Wasser quillt mit Druck aus dem Untergrund und mit ihm zusammen steigen unablässig Gasblasen auf. Von hier aus wird das Wasser über Rohre und offene Kanäle in verschiedene gemauerte Becken geleitet, die durch die Abkühlung etwas unterschiedliche Temperaturen haben. So kann man sowohl im Sommer wie im Winter hier ein Bad nehmen. Von den Pools führt unter dem Ort ein Feldweg nach West, an dem man bunte Sinterablagerungen findet, die das ablaufende Wasser geschaffen hat. Auf der WASSERWIKI-Quellenkarte findet man zahlreiche weitere Einträge zu Kalt- und Warmwasserquellen in der Gegend, die man zu Fuß erkunden kann. Die Straße, entlang derer sie liegen, ist wenig befahren.