Quellen Wessobrunn

 

 

    Wessobrunn Koordinaten

 

 

Nach einer St. Emmeramer Legende des elften Jahhundert wurde das Kloster vom bairischen Herzog Tassilo III. gestiftet, der im Jahr 753 auf der Jagd eine Nacht im Rotwald, dem Rotter Wald, verbringen musste. Im Traum sah er eine Quelle, deren Wasser in vier Richtungen floss, und von der aus eine Leiter zum Himmel führte, an der Engel auf- und niederstiegen. Am oberen Ende der Leiter stand Petrus und sang ein Offizium. Anderntags ließ Tassilo nach der Quelle suchen, bis sein Jagdgefährte Wezzo Quellen in Kreuzesform fand. Der Herzog verstand seinen Traum als himmlische Weisung und ließ an der Stelle der Quellen das Kloster zu Ehren von Petrus errichten.

Die drei Quellen sind seit 1735 von einem Brunnenhaus überdacht. Das Wasser strömt in insgesamt drei Becken. Für manch einen besitzen die Quellen mit ihrem als Baudenkmal geschützten Brunnenhaus eine besondere spirituelle Kraft. Jedenfalls ist es ein Ort, an dem man gerne verweilt.

Das Kloster selbst musste im Jahr 2012 von den letzten Missions-Benediktinerinnen aufgegeben werden und sieht einer ungewissen Zukunft entgegen.

Östlich des Klosters führt ein Weg in Richtung der Mariengrotte und weiter über die berühmte und ehrfurchtgebietende Tassilolinde durch eine kleine Schlucht mit zahlreichen Quellen hinunter ins Dorf Wessobrunn. Die Tassilolinde ist eine uralte Winter-Linde von einzigartiger Größe. In seinem mächtigen auseinanderklaffenden Stamm können fünf Menschen im Kreis stehen. Der Standort des Baumes an einem nahen Grenzbach könnte ihn als Markbaum klassifizieren. Sein Stamm ruht auf einer Blind Spring, Wasser, das unter artesischem Druck nach oben strömt, die Erdoberfläche aber nicht erreicht. Ob sie tatsächlich bereits im achten Jahrhundert jener Baum war, unter dem Tassilo seine Traumvision hatte, ist nicht belegt.

Von Wessobrunn aus führt ein Abschnitt des König-Ludwig-Wanderwegs weiter nach Südosten zum Paterzeller Eibenwald, einem wunderbaren Naturdenkmal mit zahlreichen Quellen, die eine viele Meter dicke Tuffschicht gebildet haben. Hier konnte sich einer der letzten und größten Eibenbestände Deutschlands halten, da die Eibe - im Gegensatz zu den meisten anderen Waldbäumen - mit diesem kargen Untergrund gut zurechtkommt.

Über viele Jahrhunderte wurde im Eibenwald Tuffstein abgebaut. Man entdeckt ihn als Baumaterial an vielen alten Gebäuden des Pfaffenwinkels. Heute bildet sich im Eibenwald kaum noch neuer Tuff, da zahlreiche der Quellen als Trinkwasser und zur Energiegewinnung abgeleitet werden.

In früheren Zeiten galt die Eibe aufgrund ihrer mit zunehmendem Alter teils grotesken Wuchsformen als düster und geheimnisvoll. Es wird vermutet, dass Eiben ein Alter von über 1.500 Jahren erreichen können. In der Antike galt sie als Baum der Trauer, den Kelten als heiliger Baum und die Germanen nutzten ihre Zweige, um bösen Zauber und Dämonen abzuwehren. Zum Verhängnis wurde vielen alten Eibenbeständen, dass sich ihr Holz besonders gut für die Herstellung früherer Kriegswaffen verwenden ließ. Zudem enthalten Eibennadeln ein Gift, das vor allem für Pferde hochgiftig ist - ein weiterer Grund, weshalb man dem Baum zu Leibe rückte.

Ein Spaziergang durch den Paterzeller Eibenwald mit seinen bizarren Baumskeletten, Tuffquellen und zahlreichen Gerinnen ist jedenfalls ein eindrucksvolles Erlebnis. Auf dem Rückweg nach Wessobrunn kann man am Ufer des künstlich errichteten Zellsees entlangwandern, der als eutrophes Gewässer der Fischzucht dient, sich im Lauf der Zeit aber auch zu einem interessanten Naturraum entwickelt hat.