Wachsender Fels Usterling

 

 

  Wachsender Fels von Usterling Koordinaten

 

 

Der Wachsende Felsen in Usterling, einem Ortsteil vom Landau an der Isar, wird nach Johannes dem Täufer auch Johannisfelsen genannt. Im Jahr 2002 wurde der Wachsende Fels zu "Bayerns schönstem Geotope" gekürt und 2006 in die Liste der 77 ausgezeichneten Nationalen Geotope Deutschlands aufgenommen.

Steinerne Rinnen sind Gebilde, die unter bestimmten Bedingungen an kleinen, stark kalkhaltigen Quellen aus Kalktuffablagerungen (Quellkalke) entstehen. Diese Rinne ist in über 5.000 Jahren zu einer mit fast 40 m Länge und 5 m hohen Rinne angewachsen und damit die größte der geschätzt knapp 50 Steinernen Rinnen in Deutschland. Die zentrale Rinne des wachsenden Felsen wird von tuffbildenden Moosen wie Starknervenmoose oder Lebermoose aufgebaut, während das Bachbett mit Blau- und Grünalgenfilmen ausgekleidet ist. Dem Quellwasser wurden Heilkräfte für Behandlung von Augenkrankheiten nachgesagt.

Die Quelle des Naturdenkmals tritt an einer Schichtgrenze zwischen wasserführenden Kiesen zu wasserstauenden Mergeln in der Oberen Süßwassermolasse aus. Zum genauen Alter der Steinernen Rinne gibt es nur Schätzungen, Fachleute gehen aber davon aus, dass die Bildung mit mehreren tausend Jahren geologisch relativ jung ist. Da der Quellbach auch heute noch über den langen, etwa handbreiten Felsrücken fließt, bis das Wasser über eine Felsnase in ein natürliches Becken fällt, wächst die Rinne jedes Jahr um einige Millimeter weiter. Allerdings wird ihr Wachstum dadurch verlangsamt, dass sie mittlerweile von hohen Bäumen beschattet ist und die Verdunstung deshalb langsamer stattfindet als an einem freien Platz mit hoher Sonneneinstrahlung.

Am Fuß des Felsens steht eine kleine Kapelle, die Johannes dem Täufer geweiht ist. Die älteste Darstellung des wachsenden Felsens von Usterling findet sich auf dem spätgotischen Flügelaltar eines unbekannten Künstlers aus dem Umfeld Hans Leinbergers in der Dorfkirche St. Johannes von Usterling, etwa 250 m von dem Wachsenden Fels entfernt. Im unteren Bild des linken Altarflügels wird die Taufe Jesu durch Johannes an den wachsenden Felsen verlegt. Die Darstellung zeigt das Naturdenkmal naturgetreu so, wie es um 1500 ausgesehen haben dürfte.

An der Steinernen Rinne, die von einem nahen Parkplatz aus gut zu erreichen ist, führt seitlich eine Treppe hoch, wodurch sie sehr gut erkundet werden kann. Es finden sich auch einige Info-Tafeln mit interessanten Informationen. Wer die Steinerne Rinne besucht, kann auch den Versuch unternehmen, ob er die Dorfkirche St. Johannes (48.663374, 12.647488) geöffnet findet, um sich dort ein Bild von der Entwicklung der Steinernen Rinne machen zu können.

Technisch Interessierte können sich auch den hydraulischen Widder (48.663418, 12.646101) ganz in der Nähe ansehen. Solche selbstständigen, wassergetriebenen, zyklisch arbeitenden Pumpen wurden 1796 von dem Franzosen Joseph-Michael de Mongolfier erfunden, um Wasser ohne zusätzliche Energie an eine höher gelegene Stelle zu pumpen. Alle drei Sehenswürdigkeiten liegen am Isar-Radweg, dem man entweder rund 40 km bis zur Mündung der Isar in die Donau oder bis ins westlich gelegene Landshut folgen kann.