Flusslandschaft Tagliamento

   Tagliamento

Der Tagliamento im Friaul ist einer der letzten und bedeutendsten Wildflüsse der Alpen, hat eine unvergleichliche Farbe und ist von überwältigender Schönheit.

Er entspringt einer unscheinbaren Quelle beim Passo Mauro in den karnischen Alpen, direkt neben der Straße, tritt kurz nach seinem Ursprung nach Osten fließend in die Region Friaul-Julisch Venezien ein, dreht nach rund 65 Kilometer in Südrichtung, verlässt nordwestlich von Udine das Alpengebiet und mündet zwischen Lignano und Bibione in die Adria. Sein 2.900 Quadratkilometer großes Einzugsgebiet umfasst Teilgebiete der Karnischen Alpen, der Julischen Alpen und der Oberitalienischen (Friauler) Tiefebene und erstreckt sich über Teilgebiete Veneziens und Friaul-Julisch Veneziens.

Bis weit in die Ebene hinein ist der Tagliamento noch weitgehend unreguliert: der natürliche, dynamische Prozess kann großräumig und ungestört ablaufen und die Topographie der Landschaft bestimmen. Auch noch der Mittellauf beherbergt eine im europäischen Vergleich weit überdurchschnittlich hohe Zahl an Tier- und Pflanzenarten, allein bei den Fischen kommt man mit 32 Arten (allein im Mittellauf) auf fast doppelt so viele Arten wie in vergleichbaren europäischen Gewässern. In seinem Unterlauf fällt er oft trocken und bildet so einen der größten Torrentes (Sturzbäche) Europas. Bei etwas höheren Wasserständen bilden sich in diesem großzügigen Schotter- und Kiesbett zahlreiche Fließrinnen und kleine Inseln aus, die zusammen mit den Auwäldern ein zusammenhängendes Ökosystem von etwa 150 Quadratkilometer bilden.

Seit den 1990er-Jahren wird der Tagliamento als Referenzökosystem intensiv wissenschaftlich untersucht. Es wird die Aufnahme in das europäische Natura 2000-Netzwerk von Schutzgebieten nach der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie der EU gefordert, auch die Anerkennung als UNESCO-Biosphärenreservat ist im Gespräch. Tatsächlich ist aber auch dieser einzigartige Fluss ständig durch Baumaßnahmen bedroht.

An einem der schönsten Abschnitte des Taglianmento führt ein Radweg am Fluss entlang, der zumindest an einigen Stellen einen sehr schönen Blick auf den Fluss mit der dahinter liegenden Bergkulisse freigibt. Als etwa 30 Kilometer lange Rundtour mit 330 Meter Anstieg lässt er sich verbinden mit dem Besuch des Quellsee Lago di Bordano, einem kleinen Quellsee direkt neben der Straße bei der Bar Trattoria Alla Trota (46.293895, 13.063074), mit dem berühmten Torrente Palar, der mit seinem grandiosen Wasser nur einige Fußminuten abseits liegt und dem Lago di Cavazzo, dessen Schönheit durch die nahe Autobahn etwas leidet.

Für Wasserliebhaber und Radfahrer ist dies - auch angesichts der mäßigen Steigungen - eine echte Genusstour, eine der schönsten im südlichen Voralpenland vielleicht. Der Torrente Palar mit seinem kristallgleichen Wasser sollte jedenfalls auch dann besucht werden, wenn einem diese Tour zu weit ist.

Eine schöne Möglichkeit, den Tagliamento etwas besser kennenzulernen, bietet auch das Delta an der Mündung des Fiume Fella mit dem kleinen See Lago Cison. Hier kann man auf einer Schotterpiste entlang der Fella anfahren. Der Weg ist zwar holperig, aber auch mit Wohnmobil zu befahren. Am Delta bieten sich ausreichend Möglichkeit zum Parken und für Stellplätze. Wer sich für Quellen interessiert, findet zwei schöne, allerdings in Privatbesitz befindliche Quellseen östlich des Tagliamento bei Portis. Die "Risorgive del Pradulin" werden zur Fischzucht verwendet und sind auf einem Feldweg zu erreichen, der die Bahnlinie unterquert. Untertags ist zumeist geöffnet und man findet freundlichen Einlass, um sich das schöne Wasser mit den Schwärmen kleiner Fischchen ansehen zu können.

Hält man sich länger in der Gegend auf, so lohnt auch ein Spaziergang um den kleinen und stark verlandeten, aber sehr hübsch gelegenen Lago Minisini. Er ist über die "Via del Lago" vom Ort Ospedaletto aus gut zu erreichen.

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