Ufer der Gacka

 

 

 Die Gacka und ihre Quellen Koordinaten

 

 

Alle ganzjährig schüttenden Quellen des Flusses Gacka entspringen am südlichen Rand eines typischen Poljes, das auf einer Höhe zwischen 425 und 460 Metern am Rand des Nationalparks Plitvicer Seen liegt. Sie beziehen ihr Wasser aus den südlichen und östlichen Karstgebirgen, die bis zu Höhen von über 1.200 Metern ansteigen.

Mit einer Länge von 26 Kilometern und Breite von 16 Kilometern gehört das Gacka-Polje zu den größten des dinarischen Karstes. Der Poljeboden, selbst mit Sand und Ton bedeckt, ist von stark ansteigenden Kreide- und Jurakalken sowie von zahlreichen Dolinen umgeben, die mit Dolomit bedeckt und von Eichenwäldern bewachsenen sind. Das Tal wird geprägt vom Fluss Gacka, der auf der gegenüberliegenden Seite des Poljes wieder im Erdboden versickert. Ihrer Länge nach soll die Gacka angeblich der drittgrößte Sickerfluss der Welt sein - darüber lässt sich aber streiten.

 

Diercke Westermann Gacko Polje (Kroatien) Karstformen und Quellen

 Noch vor wenigen Jahren waren große Teile der Polje vom Herbst bis zum Frühling überschwemmt. Seit 1965 ist die Gacka aber reguliert und das Polje in weiten Teilen trockengelegt. Nur der tiefste Teil ist das ganze Jahr über feucht. Das Wasser der Gacka wird im Gusic-See gestaut und gesammelt, in den auch Wasser des Flusses Lika abgeführt wird. Das Wasser beider Flüsse wird dann zusammen durch einen Stollen über einen Höhenunterschied von 437 Metern an die Adriaküste hinunter geleitet und betreibt dort ein südlich der Stadt Senj gelegenes Wasserkraftwerk.

Durch Eindämmen und Umleiten des Flusses leiden das Landschaftsbild und die Ökologie, wirtschaftlich hat die Gegend hingegen einen deutlichen Aufschwung genommen. Ihren ursprünglichen Flusslauf hat die Gacka nur noch für etwa elf Kilometer im Süden des Poljes, einer überaus schönen Naturlandschaft man artenreichen Feuchtwiesen und ehrfurchtgebietenden alten Bäumen. In diesem Abschnitt ist der mäandernde Fluss mit seinen 25 verschiedenen Arten von Wasserpflanzen und seinem sehr reinen, 8°C bis 12°C kalten und sauerstoffreichen Wasser bekannt für seinen Forellenreichtum. Sie wachsen in der Gacka um ein Vielfaches schneller als in anderen Karstflüssen und werden auch größer, weshalb der Fluss bei Fliegenfischern sehr beliebt ist.

Zum besonderen Charme dieser Gegend tragen auch die alte Wassermühlen an den herrlichen Quellen bei sowie die teils noch bäuerlichen Dörfer, die mit ihrer etwas erhöhten Lage an Zeiten erinnern, als der Poljeboden noch regelmäßig großflächig überschwemmt wurde. Rund 60 aktive Mühlen hat es im 20. Jahrhundert an der Gacka und ihren Quellbächen noch gegeben. Heute nutzen nur noch einige von ihnen an den Quellen in Sinac die Wasserkraft zum Mahlen, vor allem aber um Besuchern das fast schon ausgestorbene Gewerbe näher zu bringen, das in früherer Zeit in ganz Europa verbreitet und von herausragender Bedeutung war. 

Die meiste Arbeit leisteten die Gacka-Mühlen von der Ernte bis zum Anfang des Winters. Wenn der südwestlich gelegene Fluss Lika Hochwasser oder niedrige Pegel hatte, und die Mühlen dort nicht betrieben werden konnten, fuhr man mit Fuhrwerken über lange Strecken zu den Mühlen der Gacka, die das ganze Jahr über verlässlich ihren Dienst taten. Oft mussten sie mehrere Tage warten bis ihr Getreide gemahlen war und so lange logierten sie in der Mühle.

Gar nicht mehr zu sehen sind hingegen die „plav“, ausgehöhlte Kiefernstämme, mit denen die Einheimischen den Fluss früher befuhren, von Haus zu Haus, von Mühle zu Mühle. Die Gacka war die wichtigste Verkehrsverbindung im Polje.

Wer der Faszination von Quellen und naturbelassenen Flussläufe verfallen, ist findet in der Gacka sein Paradies. Die sehr starke Hauptquelle Vrilo Gacka (auch Tonkovic-Quelle) wird für die örtliche Trinkwasserversorgung genutzt und ist umzäunt. Mit einigem Geschick lässt sich im Zaun aber ein Durchschlupf finden. Obwohl hier sehr nährstoffarmes Wasser aus dem Felsen quillt, ist der tiefe Quellteich so stark mit Pflanzen bewachsen, dass ihrem ungezügelten Wuchern regelmäßig mit der Sense begegnet wird. Etwas mehr als 100 Meter nordöstlich findet sich ein weiterer, großflächiger und seichter Quellaustritt, in dem Unmengen an Brunnenkresse wachsen und an dem eine alte Mühle steht. Folgt man der schmalen aber gut fahrbaren Straße 3,5 Kilometer weiter, so führt diese vorbei an der meistbesuchten, der Majerovo Vrelo mit ihrem herrlichen tiefblauen Quelltopf und einer ganzen Reihe alter Mühlen. In dem Quelltopf wurde bereits mehrere Male getaucht und die Quellhöhle ist einige hundert Meter weit in ihrem Verlauf bekannt. 

 

 Die Quellen weiter nördlich um den kleinen Ort Sinac schütten nur periodisch und sind unspektakulär. 

Die herrliche Landschaft mit dem grandiosen Fluss bietet zahlreiche Möglichkeiten, sie mit dem Fahrrad oder querfeldein zu Fuß zu erkunden. Da die Ufer teils stark bewachsen und die Wiesen feucht sind, helfen ein paar Gummistiefel und lange Kleidung bei den Erkundungen. Gummistiefel sind zudem ein guter Schutz vor Schlangen, die im gesamten Balkan noch recht verbreitet sind. Lebensraum der vier Giftschlangenarten sind dabei allerdings vor allem steinige und trockene Habitate, während hier in den Feuchtwiesen überwiegend ungiftige Nattern und Blindschleichen leben. Da man die Wasserläufe nur an wenigen Stellen mit einer Brücke queren kann, ist es jedenfalls sinnvoll, auf solchen Erkundungstouren eine mobile Navigation mitzuführen. Da man von überall den Blick auf die umliegenden Berge hat, kann man sich zwar nicht wirklich verlaufen, allerdings können die Wege ohne Kartenmaterial doch deutlich länger werden als geplant.

Ein besonders schöner und leicht erhöhter Platz ist die Crkva Sv. Franjo (44.800050, 15.355567), eine Kapelle an der man einige Meter hinunter zum Fluss gehen kann. Auf der gegenüberliegenden Flussseite sieht man häufig Fliegenfischer ihre Ruten werfen. 

Passt das Wetter, so kann man in dieser herrlichen Landschaft gut und gerne drei Tage verbringen und dabei immer Neues kennen lernen. Einen Parkplatz an dem man auch mehrere Tage (ohne Infrastruktur) bleiben kann, findet man gut 100 Meter entfernt von der Majerovo Vrelo. An dem Weg zur Quelle ist eine bei Einheimischen beliebte Pizzeria, wo man den Abend ausklingen lassen kann.