St. Sigfrids Quelle
Husaby 
Heute ist Husaby ein Weiler mit ein paar Häusern. Die imposante Kirche mit reichen Wandmalereien (leider nur im Sommer täglich zugänglich), die nach der Reformation zerstörte Bischofsburg aus dem 13. Jahrhundert und zwei heilige Quellen, kaum 500 Meter voneinander entfernt, weisen aber auf die große Bedeutung des Ortes für das frühe Christentum in Schweden hin. Diese erlangte Husaby vor allem durch die Quelle St. Sigfrid, die in der Geschichte Schwedens eine symbolträchtige Rolle spielt.
Der Heilige Siegfried (auch Sigfrid, Sigfridus oder Sigurd genannt) kam über Dänemark nach Schweden und war der erste von mehreren angelsächsischen Missionaren, die dem Land das Christentum brachten. Als Bischof im Bistum Skara stärkte er die Struktur des Christentums in Südschweden. Quellen, die seinen Namen tragen, waren wahrscheinlich frühe Taufquellen. So auch die in Husaby, von der erzählt wird, dass hier 1008 Olof Skötkonung (https://de.wikipedia.org/wiki/Olof_Sk%C3%B6tkonung) zusammen mit seiner Familie und seinem Hofstaat von Siegfried getauft wurde. Olof, der im Jahr 1000 in der Seeschlacht von Svold siegreich gegen den norwegischen König Olav I. Traggvason gekämpft hatte, war damit der erste christliche König Schwedens. Er darf nicht verwechselt werden mit dem norwegischen König Olav II. Haraldsson (https://de.wikipedia.org/wiki/Olav_II._Haraldsson), der 1014 getauft wurde und sein Leben 1030 in der Schlacht von Stiklestad verlor. Er wurde im Nidarosdom in Trondheim beigesetzt und als Olav der Heilige schon bald zum meistverehrten Heiligen in Skandinavien.
Die Geschichte der beiden Könige zeigt, wie stark auch in Skandinavien der Aufstieg des Christentums mit weltlicher Macht verwoben war. Könige und Herrscher sahen im Christentum eine Gelegenheit, ihre Machtposition durch die Religion zu stärken, was der vorchristliche Glaube nicht zuließ. Trotz der Taufe von Olof Skötkonung hingen viele lokale Machthaber in Schweden weiterhin der alten Religion an und es dauerte bis zum 13. Jahrhundert, bis sich das Christentum nach anhaltenden Kämpfen schließlich auch im hohen Norden Europas durchgesetzt hatte. Viele der Erzählungen aus dieser Zeit des Übergangs sind eher Legenden als harte Fakten, teilweise wurden sie auch als „Fake News“ bewusst unters Volk gebracht. Man bemerkt die Unstimmigkeiten spätestens, wenn man die Geschichten mit Jahreszahlen zu hinterlegen versucht.
So ist auch eher zu bezweifeln, dass Olof Skötkonung tatsächlich an der St. Sigfrid Quelle in Husaby getauft wurde. Einige Historiker gehen sogar davon aus, dass seine Taufe in England stattfand. Trotzdem ist sie eine der bekanntesten Heiligen Quellen in Schweden, an der sicherlich viele Taufen stattgefunden haben. Es gibt Indizien dafür, dass die Quellen, die aus dem auffallend geschichteten Sedimentgestein treten, schon in vorchristlicher Zeit als Ritualquellen genutzt wurden.
So hat sich bis heute der heidnische Brauch gehalten, eine Münze als symbolisches Opfer in die St. Sigfrid Quelle zu werfen. Solche „Opferquellen“ sind in Skandinavien häufig vorchristlichen Ursprungs. Auch spricht die Nähe der St. Brigida Quelle dafür, die heute zwar kaum noch bekannt ist, aber als Bindeglied zwischen altem und neuem Glauben verstanden werden kann. Über die legendenumwobene Heiligen Brigida (www.europeana.eu/de/stories/the-story-of-saint-brigid) ist kaum etwas bekannt, sie teilt ihren Namen aber mit einer keltischen Gottheit aus Irland, die auch in Skandinavien bekannt war. Es gibt Theorien, wonach die Heilige „erfunden“ wurde, um die ältere keltische Göttin zu christianisieren. Und schließlich weist die Nähe zweier Quellen, von denen eine den männlichen, die andere den weiblichen Aspekt abbildet, auf vorchristliche Rituale hin.
So bildet der kleine Spaziergang durch Husaby viele Aspekte der Geschichte Schwedens und seiner Heiligen Quellen ab und er zieht auch immer wieder Radiästheten an, die sich mit energetischen Aspekten des Ortes befassen. Sie fanden beispielsweise heraus, dass einer der zwei Brunnenschächte der Bischofsburg zur unterhalb gelegenen St. Brigida Quelle führt, obwohl der Hauptbrunnen den umfriedeten Bereich mit mehr als ausreichend Wasser versorgte.
aus: https://www.burgenwelt.org/schweden/husaby/object.php
nach: Löven Christian - Borgar och befästningar i det medeltida Sverige | Stockholm, 1999
Die Bischofskirche (https://www.svenskakyrkan.se/gotene/husaby-kyrka), die zwei Heiligen Quellen und die etwas erhöht gelegene Burgruine liegen alle nur wenige Meter von der Durchgangsstraße entfernt. Die sehr sehenswerte Kirche ist vom 1. April bis 30. September zwischen 9.00 Uhr und 16.00 Uhr geöffnet, Ruine und Quellen sind jederzeit zugänglich.