Ali Pascha Quellen

 

 

  Ali Pascha Quellen Koordinaten

 

Die Ali Pascha Quellen liegen in knapp 950 Meter Höhe nahe der Grenze zu Albanien in einem der landschaftlich reizvollsten Gebiete Montenegros. Die Hochebene, an deren Rand sie entspringen, ist nach allen Richtungen hin umgeben von hohen und markanten Bergen, die im Frühjahr noch lange weiße Schneekappen tragen. Erstaunlich, dass das Gebiet um den Ort Gusinje und den See von Plav für ausländische Reisende noch immer ein Geheimtipp ist, obwohl die Straße vom Skutarisee hoch die Erreichbarkeit seit einigen Jahren wesentlich verbessert hat.

Die Ali Pascha Quellen sind nach dem 1828 geborenen Ali Pascha Gucia benannt, der als Mitglied der Liga von Prizren gegen die montenegrinischen Truppen kämpfte, um zu verhindern, dass Montenegro die Hoheit über die mehrheitlich albanischen Gebiete rund um die Ortschaften Plav und Gusinje bekommt. Im Jahr 1888 erlag er einem Attentat. Der ethnische Konflikt zwischen Albanern und Montenegrinern schwelt noch heute in der Gegend, die jetzt montenegrinisches Staatsgebiet mit hohem albanischen Bevölkerungsanteil ist. Viele der Bewohner der vormals besonders abseits gelegenen und armen Gegend sind im Lauf der Jahrhunderte in alle Welt emigriert, und einige von ihnen kehren noch heute zu Treffen an die Alipasini Izvori zurück. Die sind ihnen ein Stück Heimat geblieben.

Auf etwa drei Kilometer Länge und an etwa 20 Stellen tritt das Wasser südlich von Gusinje am Fuß des Prokletije-Massivs aus einem Quellhorizont. Von den häufig besuchten Hauptquellen führt ein sehr schöner Pfad am Fuß des Bergmassivs an einigen Nebenquellen vorbei nach Süden. Die letzte der Quellen heißt Oko (Auge). Sie entspringt an einem idyllischen Platz unter einer Steilwand aus einer Kluft und aus dem Grund eines kleinen Quellteichs. Der abfließende Quellbach hat ehemals eine Mühle angetrieben, deren Resten noch zu sehen sind.  

Fast keine der Alipasini Izvori ist gefasst, und ihr Wasser wird nur von einigen Anwohnern genutzt. Die Gesamtschüttung ist vor allem im Frühjahr so hoch, dass sie eine weite, teils künstlich angestaute Teichlandschaft anfüllt, deren Wasser zur Grlja fließt, die ab da den Namen Vruja führt. Der Fluss, der für seinen Reichtum an Salmoniden ("Gruja Forellen"), Äschen, Huchen und Döbel bekannt ist, hat mit Wassermengen von 1.000 bis 2.000 l/s früher mehrere Mühlen angetrieben, bevor er östlich von Gusinje in die Ljuca mündet. Die wiederum durchfließt den See Plavsko Jezero und wird danach zum Lim, einem der bekanntesten Flüsse Montenegros.

Will man die Ebene an den Alipasini Izvori mit ihren zahlreichen Wasserläufen, ihrer reichen Flora und Fauna querfeldein erkunden, so ist es ratsam, eine mobile Navigation mitzuführen. Die meisten der Bäche können zu Fuß nicht oder allenfalls mit Gummistiefeln gequert werden. Doch besonders im Frühjahr wird man belohnt mit herrlichen Blumenwiesen, zahlreichen Insekten, Lurche und Reptilien. Dabei sollte jeder Schritt achtsam gesetzt werden, um dieser herrlichen Naturlandschaft keinen Schaden zuzufügen. Mit einigem Glück bekommt man auch die grandiosen Wolkenbilder, Sonnenaufgänge und -untergänge zu sehen, die typisch für die Gegend sind und alles in ein herrliches Licht tauchen.

Bei solchen Exkursionen begegnet man aber auch der Kehrseite des Paradieses. Obwohl es in den letzten Jahren eine leichte Verbesserung gegeben hat, haben Montenegro und Albanien immer noch ein gravierendes Müllproblem. Während das direkte Umfeld der Ali Pascha Quellen sauber gehalten und von den meisten Besuchern als paradiesische Landschaft empfunden wird, stößt man ein Stück weit entfernt da und dort noch auf wilde Mülldeponien, allerorts auf leere Plastikflaschen und Folienfetzen. Viele Montenegriner und andere Balkanbewohner haben Umweltthemen nach wie vor nicht verinnerlicht. Die Natur und ihre Ressourcen scheinen unerschöpflich und Platz ist ja genug da, heißt es in vielen der oft sehr dünn besiedelten Gegenden noch heute.

Schon die Anfahrt zu den Quellen bietet spektakuläre Streckenabschnitte - gleichviel ob man in weitem Bogen entlang der Flüsse Moraca und Lim von Norden kommt oder direkt hoch vom Skutarisee in Albanien. Wer einige Tage bleibt, kann unvergleichlich schöne Rad- und Wandertouren unternehmen, die auch für den einigermaßen geländetauglichen Normaltouristen durchaus geeignet sind, wie etwa eine Radtour ins albanische Vermosh-Tal oder eine Wanderung vorbei am Wasserfall des Flusses Grlja zur wunderschönen Quelle Oko Skakavice.

Einen einfachen Camping- und Stellplatz direkt an der Quelle bietet das Restaurant Krojet. Wenn die gastfreundliche Betreiberin Hale gerade Zeit hat, gibt sie einem in perfektem Deutsch interessante Informationen zur Gegend und ihren Menschen und praktische Tipps.