Leitfaden zur Quellensuche

Quellenleitfaden

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Willkommen zum Quellenleitfaden - unserem umfassenden Begleiter in die faszinierende Welt der Quellen. Ob Ihr nun aus Neugierde, Naturverbundenheit oder wissenschaftlichem Interesse mehr über diese kostbaren Naturschätze erfahren möchten, hier findent Ihr wertvolle Informationen und praktische Anleitungen zur Erkundung, Dokumentation und zum Schutz von Quellen.

 

Park Hotel mit alten Zuleitungen

 

 

  Thermalquellen bei Elbasan nahe Lixhat Koordinaten

 

Selbst viele ausländische Touristen, die in den wunderbaren Thermalpools von Benjes gebadet haben, wissen nicht, wie reich Albanien an Thermalquellen ist. Mit die größten natürlichen Thermalwasservorkommen des Landes liegen beim Ort Lixhat südlich von Elbasan. Auch wenn das alte Parkhotel am Ort längst ausgedient hat und nur noch eine malerische Ruine ist, konnte sich - anders als etwa in Griechenland - hier im Lauf der letzten Jahrzehnte wieder Infrastruktur zur Nutzung des Heilwassers etablieren: ein kleiner Thermalpool mit kostenlosem Zugang in der Ortsmitte, der allerdings wenig genutzt wird, weil Albaner abseits der Küsten nicht gerne in aller Öffentlichkeit baden. Oft sitzen sie nur am Beckenrand und hängen ihre Füße ins Wasser. 

Man findet einfache und günstige Privatunterkünfte mit eigenen Thermalbassins, in Lixhat aber auch luxuriöse Hotels mit einem breiten Angebot an Wasseranwendungen und Wellness, die noch ganz überwiegend von Albanern besucht werden. Bei unserem Besuch 2023 wurde kräftig an neuen Leitungen zur Verteilung des Thermalwassers gebaut und alles machte einen etwas chaotischen Eindruck. Metallische Rohre werden schnell morsch wegen des aggressiven Wassers. 

Zwei Kilometer südlich von Lixhat im etwas höher gelegenen Tregan setzen sich die Thermalquellen fort. Hier ist die Infrastruktur noch weitgehend ländlich geprägt. Beide Orte werden von einem Thermalwasserbach mit milchig hellblauer Farbe durchzogen, der von Süden kommend das Wasser der etwa zehn natürlichen Thermalquellen sammelt und nach Norden zum Fluss Shkumbini führt. Bei einem Spaziergang durch die ruhigen Orte, in denen man trotz des gehobenen Standards einiger Hotels noch kaum ausländische Touristen findet, begegnet man dem Bach immer wieder.

Die Thermalquellen waren schon den Römern bekannt und wurden von ihnen therapeutisch genutzt. Sicher hielt die lokale Bevölkerung diese Tradition aufrecht, als die Zeit der Römer zu Ende ging, und badete in kleinen provisorischen Becken, wie man sie heute im Balkan noch häufig findet. 1932 errichtete dann der Geschäftsmann Grigor Nosi das heute geschlossene „Park Hotel“ nach europäischen Standards. Er war Bruder des Gelehrten und Politikers Lef Nosi, der 1912 im albanischen Aufstand gegen den osmanischen Staat vermittelt hatte und noch im gleichen Jahr Mitunterzeichner der Unabhängigkeitserklärung war. 

 

Park Hotel, Postkarte von 1932 

 

Grigor Nosi hatte das Wasser 1924 erstmals wissenschaftlich untersuchen und dokumentieren lassen. Die über 50°C heißen Wässer von Lixha steigen unter hohem Druck an die Oberfläche, nachdem sie rund 500 Jahre in großen Tiefen gelagert haben. Sie enthalten vor allen Natrium, Magnesium, Kalzium und Kalium in unterschiedlichen Zusammensetzungen. Einige sind zudem stark mit Schwefel angereichert, was man schon aus einiger Distanz an ihrem Geruch erkennt. Behandelt werden unter anderem Rheuma, Gelenksdegenerationen, Kreislaufprobleme, Atemwegserkrankungen und Hautkrankheiten. Auch die Fruchtbarkeit sollen einige der Wässer fördern. 

Trotz des rasanten Aufschwungs, den der internationale Tourismus in Albanien während der letzten Jahre genommen hat, findet man in Lixhat noch Ruhe und einen albanisch geprägten Kurbetrieb. Frauen sitzen auf Stühlen im Schatten großer Bäume und unterhalten sich, Männer waschen über Stunden und mit leidenschaftlicher Hingabe ihre Autos, manche Kinder sind barfuß mit ungekämmten Haaren unterwegs und Pferde grasen auf den Weiden. Sogar einen „Friseursalon“ findet man neben der Straße. Man sollte die Zeit zur Erkundung der Quellen und der Gegend nutzen und ein Bad nehmen, bevor solches albanische Leben auch hier bald der Vergangenheit angehören wird.