Syri i Kalter
Syri i Kalter 
Syri i Kalter ist eine Karstquelle am Westabhang des albanischen Mali i Gjere Gebirges. Mit Schüttungen zwischen 1,5 und 9 m³/s ist sie die wasserreichste, gleichzeitig bekannteste und vielleicht auch schönste Quelle des Landes. In der volksrepublikanischen Zeit war ihr Besuch ein exklusives Erlebnis, das Regierungschefs vorbehalten war. Nach Öffnung des Landes wurde sie zunächst vor allem von ausländischen Touristen besucht, für die das „Blaue Auge Albaniens“, wie Syri i Kalter übersetzt heißt, zum Inbegriff einer Karstquelle auf dem Balkan wurde. Das wunderbar gelegene Restaurant an dem angestauten Teich unterhalb der Quelle stammt aus den späten 1990er-Jahren. Schon wenig später gab es von Syri i Kalter so viele Fotos im Netz, wie von kaum einer anderen Quelle in Europa.
Der Ansturm hat noch zugenommen, seitdem der Quelltopf auch bei den Albanern selbst zum beliebten Ausflugsziel geworden ist. Nachdem die meisten heute die Möglichkeit haben, reisen viele Albaner gerne, um ihr Land kennenzulernen. Jahrzehntelang war es ihnen verwehrt. Im Sommer ist der Ansturm mitunter so hoch, dass PKWs und Busse an der neu errichteten Schranke des Parkplatzes abgewiesen werden. In den alten Eichen- und Platanenhainen am Wasser sind neue Kioske und Souvenirläden entstanden und einen Aussichtsplatz auf der Plattform über der Quelle muss man sich erkämpfen. Hat man nicht die Möglichkeit, im Frühjahr oder Herbst hierher zu kommen, wenn es deutlich ruhiger zugeht, sollte man zumindest die Wochenenden meiden. Wenn auf der Plattform kein Trubel herrscht, kann der Blick in das tiefe blaue Auge zum meditativen Erlebnis werden.
Das genaue Einzugsgebiet von Syri i Kalter ist - wie bei den meisten Karstquellen, insbesondere solchen in Albanien - nicht bekannt. Mehrere Tauchgänge mussten an einem Siphon in 50 Meter Tiefe abgebrochen werden, sodass der weitere Verlauf der unterirdischen Höhlensysteme nach wie vor ein Geheimnis bleibt. Nicht zufällig war das Quellauge früher von Mythen umrankt. Es ist wahrscheinlich, dass Syri i Kalter sich aus einem riesigen, unterirdischen Sammelbecken im Mali i Gjere Gebirge speist und geohydrologisch mit der großen Quelle Liqueni i Viroit bei Gjirokastra in Zusammenhang steht.
Besonders im Frühjahr tritt das glasklare Wasser im Quelltopf unter so hohem Druck aus, dass sich der Wasserspiegel wölbt. Die konstante Temperatur von 12,7°C mit einer maximalen Abweichung von 0,2°C erhärtet die These, dass Syri i Kalter aus einem tief gelegenen Wasserreservoir artesisch aufsteigt. Bisher ist das Blaue Auge nur einmal vollständig versiegt, im Sommer 2004 nämlich. Wenn die Grundwasserstände im Frühjahr hingegen hoch sind, sieht man vom Grund des angestauten Teichs an vielen Stellen Gasblasen aufsteigen - ein Zeichen, dass auch hier Wasser austritt.
Das 293 Hektar große Naturschutzgebiet um die Quelle beherbergt 600 heimische Pflanzenarten und eine Vielzahl von Tieren wie Salamander, Otter und Wildkatze. Es ist mit einem kleinen Rundweg um den Stausee erschlossen. Von oben sieht man das Wasser in allen Blautönen leuchten und das kräftige Grün der Wasserpflanzen. Das Wasser von Syri i Kalter fließt in die Bistrica, die vier Kilometer unterhalb der Quelle ein Elektrizitätswerk versorgt. Die alten Fischzuchtbecken an der Quelle werden nicht mehr genutzt. Auch das Schwimmen im Becken unterhalb der Quelle ist untersagt. Die Anfahrt mit Wohnmobil ist möglich. Wenn der Parkplatz nicht überfüllt ist, kann man dort über Nacht kostenpflichtig stehen.
Weitere Infos