Leitfaden zur Quellensuche

Quellenleitfaden

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Willkommen zum Quellenleitfaden - unserem umfassenden Begleiter in die faszinierende Welt der Quellen. Ob Ihr nun aus Neugierde, Naturverbundenheit oder wissenschaftlichem Interesse mehr über diese kostbaren Naturschätze erfahren möchten, hier findent Ihr wertvolle Informationen und praktische Anleitungen zur Erkundung, Dokumentation und zum Schutz von Quellen.

 

Topalovica Doline

 

 

  Japage – Die Dolinen von Kupres Koordinaten

 

Das verkarstete Gebiet der Dinarischen Alpen („Dinarischer Karst“), das sich etwa zwischen Ljubljana in Slowenien und Pristina im Kosovo auf 650 Kilometer Länge und 150 Kilometer Breite erstreckt, gilt als eines der am weitesten entwickelten und typischsten Karstgebiete weltweit. 

Regionale Unterteilung der Dinarischen Alpen 

 

Die 93 Quadratkilometer große Kupres-Polje auf dem Gebiet der Republika Srpska im westlichen Teil von Bosnien und Herzegowina ist eine der größten Poljen im zentralen Teil des Dinarischen Karst. Sie liegt auf knapp 1.150 Meter Höhe, eingebettet zwischen Höhenzügen aus Trias-Dolomit und Jura-Kalkstein. Im Osten steigt der Berg Stozer auf 1.761 Meter hoch an, im Westen umgeben sanftere Hügeln mit unzähligen Gesteinseinbrüchen die Ebene. Ihre Krater sind auf Satellitenkarten gut zu erkennen. 

Satellitenaufnahme der Kraterlandschaft 

 

Gefüllt ist das Becken mit dichtendem Schwemmland und Seesedimenten, in denen Klüfte des darunter gelegenen Kalkgesteins immer wieder bis zur Oberfläche ragen. Sie stellen die Verbindung zu den verzweigten und weitgehend unbekannten Höhlensystemen unter der Oberfläche her. Dem Reisenden präsentiert sich die Polje auf den ersten Blick als sanfte Landschaft mit geringer Besiedelung, extensiver Landwirtschaft, endlosen Grasflächen, Tümpeln und mäandernden Bächen. Im Frühjahr und Frühsommer stehen die Wiesen voll herrlicher Blumen, über die unzählige Schmetterlinge gaukeln. Es ist schwer vorstellbar, dass 1995 hier noch Krieg herrschte und die Stadt Kupres einschließlich des dortigen Skigebietes stark zerstört wurde. Nach Ende des Krieges wurde die Stadt wiederaufgebaut, man holte gebrauchte Liftanlagen aus Österreich und der Schweiz, um den Skibetrieb wieder in Gang setzen zu können. Schlimmer noch war die Verminung weiter Landstriche in diesem Krieg. Noch 2019 wurden zwei Entminer bei ihrer Arbeit nahe Kupres getötet. Alleine in Bosnien-Herzegowina sind seit Kriegsende fast 9.000 Menschen durch Minen gestorben – nicht wenige von ihnen Flüchtlinge, die gerade eben den Kriegswirren in ihren Heimatländern entkommen waren. Mittlerweile gibt es glücklicherweise nur noch sehr kleine und gekennzeichnete Gefahrenzonen. 

Das Wasser ist launisch in dieser ausgeprägten Karstlandschaft. Viele der mäandernden Bäche verschwinden schon nach kurzem Lauf wieder in Schlucklöchern. Im Sommer liegen viele der Bäche und Tümpel vollständig trocken und die wenigen Quellen in der Ebene versiegen. Lediglich einige der Quellbäche aus der Bergregion führen dann noch etwas Wasser. 

Wasserläufe entstehen und verschwinden nach kurzem wieder (google-maps, Satellitenbild, 44.044379, 17.129525) 

 

Sind die Höhlensysteme zur Zeit der Schneeschmelze oder nach Starkregen hingegen randvoll, so kommt es zu großflächigen Überschwemmungen, weshalb die meisten Häuser etwas erhöht an den Polje-Rändern errichtet sind. Die Menschen im Karst haben im Lauf der Jahrtausende gelernt, sich mit der Wasserknappheit des Sommers ebenso zu arrangieren wie mit den unberechenbaren Hochwässern. In ihren Wassermühlen konnten sie nur von der Schneeschmelze bis zum Frühsommer das Korn des vergangenen Jahres mahlen. 

Anders als bei vielen anderen Poljen wurde in die von Kupres aber wenig mit wasserbaulichen Maßnahmen eingegriffen. Eines ihrer besonderen Reize liegt darin, dass sie bis heute in einem naturnahen Zustand ist und der natürliche Wasserhaushalt weitgehend erhalten ist. Mit ihren zahlreichen intermittierenden Gewässern und Schlucklöchern präsentiert sie sich in Abhängigkeit von Reisezeit und Wetterlage ganz unterschiedlich. Im Winter sind die Ebene und die umgebenden Berge mit hohem Schnee bedeckt. Von Frühjahr bis Herbst kann man die Gegend auf Erdstraßen, Pfaden oder querfeldein erkunden. Besonders im Frühjahr sollte man Gummistiefel im Gepäck haben, um Wasserläufe und überschwemmte Gebiete passieren zu können. Wagt man sich zu Fuß oder mit einem MTB weiter in die wunderbare aber kaum erschlossene Landschaft hinein, sollte man ein gutes Orientierungsvermögen haben und eine Satellitenkarte mitführen. Schon bei der Planung ist auf Wasserläufe und die jeweiligen Wasserstände zu achten. Es gibt da und dort zwar Furten, aber kaum Brücken. Von den frei grasenden Rinderherden hält man am besten etwas Abstand. 

Gefahrlos und doch überaus reizvoll ist die Wanderung zu den Highlights der Gegend: Den Riesendolinen oder Japagas, wie die Einheimischen sie nennen. Sie liegen knapp zehn Kilometer nordwestlich von Kupres nahe der R415, sind an der Straße ausgeschildert und über eine Erdstraße zu erreichen. Die Einsturzdolinen erreichen Tiefen von knapp 100 Metern und sie sind von ganz unterschiedlichem Charakter. 

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Skizze der Bodenbeschaffenheit, Satellitenfoto 

 

Der Rasticevsko Jezero als nördlichste der Dolinen ist als einzige mit Wasser gefüllt, die anderen haben teils senkrechte, teils sanfter geneigte Einbruchwände, sind bewaldet oder mit Gras bewachsen – jede der Dolinen hat ihren eigenen Charme. 

Einige hundert Meter südlich der Dolinen, wo in der Antike eine Römerstraße vorbeiführte, liegt eine Nekropole aus dem 12. bis 16. nachchristlichen Jahrhundert mit zahlreichen Grabsteinen (Stecaks). Blickt man noch weiter zurück, so stößt man auf Siedlungsspuren aus dem dritten Jahrtausend vor Christus. Man lernt mit dem Kupresko polje also nicht nur eine herrliche Naturlandschaft kennen, in der man – anders als in vielen anderen Staaten des Balkans – praktisch auf keinen Müll stösst! Man kann seine Gedanken auch der verborgenen und geheimnisvollen Welt unter der Erde zuwenden oder der reichen Geschichte dieses heute abgelegenen Landstrichs.